Vorwort Vernichtung

Vernichtung:

Die ersten Deportationen von Juden aus Hannover und Umgebung

Vorbereitung der Deportationen

Mit dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion begann die letzte und schrecklichste Phase der Judenpolitik. Einsatzgruppen wurden gebildet, die hinter der Front alle Juden, Politfunktionäre sowie Zigeuner, die in ihre Hände fielen, ermordeten.

Zur besseren Koordinierung aller Maßnahmen, die für die Endlösung notwendig waren, lud Heydrich alle beteiligten Behörden zu einer Besprechung am 20.1.1942 nach Berlin ein. Diese wurde unter dem Namen "Wannseekonferenz" bekannt. An ihr nahmen Vertreter des Reichsjustizministeriums, des Reichsinnenministeriums, des Auswärtigen Amtes, des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete, der Reichskanzlei sowie hohe SS-Führer, die bereits praktische Erfahrung auf dem Gebiet des Massenmordens besaßen, teil. Diese Konferenz wurde zum Ausgangspunkt für die weitere Durchführung der "Endlösung" in Europa.

Die ersten Deportationen von deutschen Juden begannen am 14.Oktober 1941, bei denen etwa 20.000 Juden in das Ghetto von Lodz (Litzmannstadt) verschleppt wurden. Die ersten Juden aus Hannover wurden am 15.12.41 nach Riga deportiert; unter ihnen waren auch 19 Pattenser Juden.
Mit der Organisation eines Transportes wurde begonnen, wenn der Befehl vom Hauptquartier der Gestapo in Berlin dazu vorlag. Diese Befehle wurden meistens von Adolf Eichmann unterschrieben. Die örtliche Gestapo(leit)stelle machte sich dann als erstes daran, eine Liste der Transportopfer zusammenzustellen. Voraussetzung dafür war die möglichst genaue Kenntnis, wieviele Personen laut den "Richtlinien" für die Deportation in jedem Verschickungsgebiet lebten. Deshalb wurden im Laufe der Zeit mehrmals über die Gestapo und weiter über die Landräte und Bürgermeister Listen angefordert, die die genauen Daten der jüdischen Bewohner vor Ort enthielten.

Auch das Landratsamt in Springe, was für Pattensen zuständig war, muss eine Aufstellung der Pattenser Juden aus Pattensen bekommen haben. Denn seit 1935 gibt es ein "Verzeichnis der im Kreis Springe wohnhaften Juden", welches in den Jahren 1936 und 1939 immer wieder auf den neuesten Stand gebracht worden ist. Dieses Verzeichnis wurde dann zur Gestapoleitstelle in Hannover weitergeleitet.

Diese Transportliste war anfangs noch nicht endgültig, da einzelne Personen wegen Erkrankung, oft auch Selbstmord oder Unabkömmlichkeit in einem Rüstungsbetrieb wieder von der Liste gestrichen werden mussten. Wenn dieses alles geklärt war, wurde eine endgültige Transportliste erstellt. Der nächste Schritt war die Benachrichtigung der vorgesehenen Transportopfer. Die davon betroffenen Juden wurden schriftlich oder mündlich in einem Büro der Gestapo, in kleineren Orten auch von der lokalen Polizeibehörde über ihre bevorstehende Deportation informiert. Meistens musste dies schriftlich bestätigt werden. Der Zeitraum zwischen Benachrichtigung und Deportation lag meistens zwischen vier und sieben Tagen. Mit der Benachrichtigung wurden auch Merkblätter über die mitzunehmende Bekleidung und das Verhalten während des Transportes ausgehändigt. Außerdem eine Vermögenserklärung, welche ein acht Seiten langes Formular war, was von jedem Familienmitglied ausgefüllt werden musste . Kurz vor dem eigentlichen Abtransport wurden die Juden dann in ein Lager gebracht, in das alle für diesen Transport vorgesehenen Juden gesammelt wurden. Von dort ging es dann zum Bahnhof, wo der Transportzug bereitstand.

Deportationszüge aus Hannover 1941 - 1945

Abfahrt Zielort Anzahl der Deportierten
15.12.1941 Riga 1001
31.03.1942 Trawniki/Warschau 500
23.07.1942 Theresienstadt 584
02.03.1943 Auschwitz 38
16.03.1943 Theresienstadt 31
30.06.1943 Theresienstadt 9
11.01.1944 Theresienstadt 17
20.02.1945 Theresienstadt 220
  gesamt: 2400 Personen


Die anderen Transporte der Jahre 1943 bis 1945

Mit den restlichen Transporten, die Hannover in Richtung Auschwitz bzw. Theresienstadt verlassen, wurden wahrscheinlich keine Pattenser Juden mehr deportiert. Deshalb sollen sie an dieser Stelle auch nur kurz erwähnt werden. Mit diesen Transporten wurden noch insgesamt 315 Juden und mit dem letzten Transport Halbjuden über die Gartenbauschule Ahlem in Richtung Osten verschickt.

Mit dem Abtransport von Emilie Schürmann am 20.7.1942 aus Pattensen, endet die Geschichte der jüdischen Bevölkerung Pattensens.